Bei Gitarren und anderen Saiteninstrumenten mit festen, geraden Bünden gibt es einen Tonhöhenfehler durch das Drücken weil Spannen der Saiten.
Dieser Fehler entsteht, wenn der Sattel so positioniert ist als sei er ein weiterer oder nullter Bund, was eben für gewöhnlich der Fall ist.
Dann klingen nämlich alle gegriffenen Töne etwas zu hoch oder anders betrachtet...., bei etwas weniger Saitenspannung, die gegriffenen Töne zwar richtig, aber dafür nun die Leersaite etwas zu tief.
Diesen Fehler kann der Gitarrist allenfalls ausmitteln, er ist aber auch durch noch so genaues Stimmen nicht zu bereinigen.
Es ist also der Gang zum Zupfinstrumentenbauer angesagt!
Ziel ist es die Gitarre unter Beibehaltung gerader Bünde, durch richtiges Positionieren von Steg und Sattel, für alle Töne richtig zu intonieren.
Gesichtspunkte zur Lage des Stegs
1. Arbeitsgang
Für die Lage des Stegs sind nur die gegriffenen Töne entscheidend, denn alle gegriffenen Töne klingen durch das Spannen der Saite etwas zu hoch und müssen deshalb separat behandelt werden.
Die Leersaite wird erst im zweiten Arbeitsgang intoniert. Denn mitentscheidend für das Maß der Kompensation der Leersaite ist u.a. auch ob ein Gitarrist gewohnheitsmäßig sehr fest greift oder z.B. gern den Ton "von unten herzieht".
Ich beginne also das Intonieren mit dem 1. Bund!!
Danach darf die Spannung der Saite nicht mehr verändert werden!
Ich vergleiche die Tonhöhe des 1. Bundes mit der jedes anderen Bundes anhand eines chromatischen Stimmgerätes und stelle fest, ob mit steigender Tonhöhe und gleich bleibender Druckkraft der Greifhand ein Fehler angezeigt wird oder nicht.
Werden die gegriffenen Töne mit steigender Tonhöhe mehr und mehr zu hoch, ist eine Korrektur der Stegauflage von den Bünden weg nötig. Werden sie mehr und mehr zu tief, muß entsprechend der Steg näher an die Bünde.
Wenn der Abstand der Bünde zueinander richtig ist, dann stimmen nach diesem ersten Arbeitsgang alle gegriffenen Töne.
Besonderheit:
Da die Saiten nicht 100% bis an die Auflage schwingen -- bei dicken Saiten ist die Steifigkeit größer als bei dünnen -- wird der Steg nicht parallel zu den Bünden verlaufen sondern so schräg, bzw. bei Saitenpaaren mit Oktavsaite so zick-zack, daß die dicken Saiten länger sind als die dünnen.
Bis hierher ist Gesagtes "nur" insofern neu, als die Intonation der Leersaite völlig außer Acht gelassen wurde.
Gesichtspunkte zur Lage des Sattels
2. Arbeitsgang
Die Position des Sattels wird einzig dadurch bestimmt, daß die Leersaite nach erfolgtem o.g. Vorgehen zu tief und um wieviel sie zu tief klingt, wobei natürlich die Saitenspannung und Stegposition von oben übernommen werden muß.
Die Leersaite wird deshalb zu tief klingen, weil in der Regel die Position des Sattels so gewählt wird als sei er ein weiterer Bund (es wird dabei übersehen, daß hinter dem Sattel nicht mehr gegriffen wird = die Saite nicht mehr durch Greifen gespannt wird).
Den Ton einer Saite verändere ich in seiner Höhe entweder durch Ändern der Spannung (was eben nicht in Frage kommt) oder durch Verkürzen der Saite.
Ein Verkürzen der Leersaite stegseitig kommt eben auch nicht in Frage, denn ich darf ja die Intonation der gegriffenen Töne nicht mehr verändern. Das bedeutet:
An der Sattelauflage muß die Leersaite verkürzt werden!
Der Sattel muß für jede Saite so weit zum 1. Bund hin korrigiert werden, bis die gewollte Tonhöhe erreicht ist, bzw. kein Fehler mehr angezeigt wird.
Das eigentliche Intonieren ist also neben der Einstellung des Stegs die Herstellung eines Keils mit den Führungen für die Saiten, der vor den Sattel geklebt wird; evtl. mit Zusatzplättchen. Alternativ kann man natürlich auch den ganzen Sattel um den Maximalwert zum 1. Bund versetzen und ihn dann ausfeilen.
Dabei geht z.B. auch ein, daß der Gitarrist, der bisher beim Intonieren immer sehr fest gegriffen hat, bei der Leersaite eine größere Kompensation braucht als der, der bei der Intonation der gegriffenen Töne nur normal oder (all das macht einen großen Unterschied) so wenig wie möglich gegriffen hat.
Als ungefähre Größenordnung gilt: Ein Fehler von 1 cent braucht eine Sattelkompensation von ca. 1/10 - 2/10 mm (siehe auch "Wieviel Kompensation")
Da aber auch die dünnste Saite durch das Greifen zusätzlich gespannt wird, wird jede Saite, die eine mehr, die andere weniger, eine Sattelkompensation benötigen um stimmig zu werden.
Ergebnis dieses zweiten Arbeitsgangs ist, daß zusätzlich zu den bereits stimmigen gegriffenen Tönen nun gleichzeitig auch die Leersaiten stimmig geworden sind.
Fertig! Das wars!
Mehr, als daß das Stimmgerät keinen Fehler mehr anzeigt...
Wie die Sattelkompensation bei meinen Gitarren aussieht, kann man auf den Bildern sehen. Andere Saiten können ein geringfügig anderes Dehnungsverhalten haben und werden infolge dessen eine etwas andere Form der Sattelkompensation ergeben.
Die Unstimmigkeiten, die in der Regel gerade am Rand des Hörbaren liegen (die H-saite ist allerdings ohne Kompensation nicht zu ertragen), werden so jedenfalls allesamt beseitigt und das Problem mit der Intonation gelöst.
Der Jammer mit den verstimmten Klampfen hat also ein Ende.
Viel Spaß beim Spielen
2.12.03
P.S. Einen Dank an Thomas Keller und Florian Jäger